Myoreflextherapie

Die Myoreflextherapie im Einsatz – Ein Fallbeispiel

Im Februar 1998 stellte sich Herr Jürgen P. (38 J.) in unserer Praxis vor. Der Grund für seinen Besuch war ein starker stechender Schmerz in der linken Wade [1], ausstrahlend über das gesamte hintere Bein. Auf die Frage, wann, bei welcher Tätigkeit dieser Schmerz zum ersten Mal auftrat, meinte Herr P., dass dies beim Tennisspielen war, direkt nach dem Ausführen eines Aufschlags. Der Schmerz hatte plötzlich und stechend eingesetzt. Am kommenden Tag wurde der Schmerz immer schlimmer – bis hin zur völligen Unfähigkeit, den linken Fuß auch nur leicht zu belasten.

Unser Organismus ist in mechanischer Hinsicht so gebaut, dass er den Kraftgesetzen reibungslos, ökonomisch und zugleich ästhetisch folgen kann. Bei jeder Bewegung müssen Muskel-Spieler [Agonisten, Synergisten] aktiv arbeiten; zugleich müssen die Muskel-Gegenspieler [Antagonisten] loslassen. Jeder Verstoß gegen diese spezifische Balance zieht entsprechende Störungen oder Schädigungen nach sich. Deshalb wird in der Myoreflextherapie versucht, die ursprüngliche Ausgewogenheit der Kräftewirkungen im Körper wiederherzustellen.



Ausgangspunkt ist die Biomechanik, die Muskulatur in Aktion, bei Herrn P. das Ausführen eines Aufschlags: Hier verlangt der aktive Bereich der Bewegung mit den Beugern (Brustmuskel, Bizeps-Muskel) eine Entspannung der Strecker [Trizeps-Muskel], der passiven Gegenspieler. Bei Herrn P. hatte eine gezielte neuromuskuläre Druckpunktstimulation des Trizeps- Muskels am äußeren Rand des hinteren Schulterblattes [2; am Tuberculum infraglenoidale] ein sofortiges, spontanes Lösen des Wadenschmerzes zur Folge.

Dies erklärt sich durch die Verkettung der beim Aufschlag beteiligten Muskeln: Herr P. ist Rechtshänder und schlägt mit der rechten Hand auf. Der Schmerz saß in der Wadenmuskulatur links. Bereits die myoreflextherapeutische Behandlung des Trizeps-Muskels brachte nach wenigen Minuten hundertprozentige Schmerzfreiheit. Für einen nachhaltigen Erfolg ist es wichtig, in mehreren Sitzungen (à 30 min.) jeweils die kompletten beteiligten Muskelketten zu behandeln.

Hintergrund der Myoreflextherapie ist die lebendige Biomechanik, das heißt die Physik und die funktionelle Anatomie des Bewegungsapparates in Aktion. Vor diesem Hintergrund lassen sich (wie der Fall von Herrn P. deutlich zeigt) die einzelnen Schritte einer Behandlung ableiten und eine gezielte und effiziente Therapiestrategie erstellen.

 
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