Zeitschrift für Psychotraumatologie, Psychotherapiewissenschaft und Psychologische Medizin (ZPPM)
Heft 2/2008, Biosemiotik in der psychosomatischen Medizin
Im einführenden Artikel dieser Ausgabe behandeln die Autoren, darunter Kurt und Reiner Mosetter, psychotraumatishe Belastungen als "unterbrochene kommunikative Handlungen": Biosemiotik wird als Kategorie einer psychotraumatologisch fundierten Psychosomatik eingeführt und mit der Empfehlung einer semiotischen Wende im Nachdenken über psychosomatische Zusammenhänge verbunden.
In der Psychosomatik sind Störungsbilder, die stärker von innen, durch einen intrapsychischen Konflikt zustande kommen, von solchen zu unterscheiden, die vorwiegend durch externale Faktoren, wie im Extremfall durch psychische Traumatisierung, entstehen. Der Psychologie der von innen heraus gehemmten Handlung, deren Pathodynamik in dieser Arbeit durch eine biosemiotische Fassung des psychoanalytischen Triebkonzepts erklärt wird, wird der durch äußere Faktoren unterbrochenen Handlung gegenübergestellt, welche im Kontext traumatischer Umwelteinflüsse entsteht (unterbrochene fight-, flight-, defense-Reaktion).
Die Biosemiotik der unterbrochenen Handlung wird am Beispiel posttraumatischer Lähmungserscheinungen und nicht heilender Wunden verdeutlicht. Bei Lähmungserscheinungen, soweit sie überwiegend im Rahmen des pragmatischen Realitätsprinzips entstehen (sog. natural desasters), wird die unterbrochene Handlung ihrerseits zu einem Zeichen für Wiederaufnahme und Vollendung der Handlung. Semiotisch steht dabei die indexikalische Kodierung im Vordergrund. Bei Traumatisierung im Rahmen des kommunikativen Realitätsprinzips (men made desasters) entstehen somatoforme Symptome aus dem Versuch, die unterbrochene kommunikative Handlung wieder aufzunehmen und zu vollenden.
An der Traumatherapie bei einer nicht heilenden Wunde wird verdeutlicht, dass die Therapie der unterbrochenen kommunikativen Handlung wesentlich im Stufenübergang von der ikonischen, über die indexikalische zur symbolischen Kodierung verläuft.
Die ZPPM ist eine Fachzeitschrift, die neueste Erkenntnisse und Forschungen aus dem Bereich der Psychotraumatologie vorstellt und diskutiert. Diese Ausgabe enthält Artikel zu folgenden Themen:
- Zur Biosemiotik unterbrochener kommunikativer Handlungen – auf dem Weg zu einer psychotraumatologisch fundierten Psychosomatik (Gottfried Fischer, Rosmarie Barwinski, Christiane Eichenberg, Adrian Fischer, Kurt Mosetter und Reiner Mosetter)
- Die dissoziative Wunde – ein Erinnerungssyndrom seelischer Traumatisierung (Mechthilde Kütemeyer)
- Beziehungsgestaltung – ein Zeichenprozess (Manfred Sauer, Sabine Emmerich, Helga Eggert von Peinen, Claudia Schumann und Walter Loth)
- Forschungsgestützte Aus- und Weiterbildung – ein Muss für die Universitäten (Heidi Möller, Julia Aichbauer und Pia Andreatta)
- Traumabasierte Psychoedukation für Betroffene von Terroranschlägen (Gisela Zurek, Claudia Schedlich und Robert Bering)
- Adaptation der Zielgruppenorientierten Intervention für die mittel- und langfristige psychosoziale Unterstützung im Katastrophenfall (Claudia Schedlich, Gisela Zurek, Michael Kamp und Robert Bering)
Weitere Informationen sowie Zusammenfassungen der einzelnen Artikel finden Sie auf der Internetseite zu diesem Heft beim Asanger Verlag. Dort können Sie das Heft auch bestellen.
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