Die Myoreflextherapie bei der US-Fußballnationalmannschaft
Ein Blick hinter die Kulissen
Mit der Entlassung von Jürgen Klinsmann ging auch für unser Team von der Myoreflextherapie eine interessante Zeit beim US-Verband zu Ende. Eine Zeit, die auch für uns viele Höhen aber auch wenige Tiefen gebracht hat. Eine Zeit, an der wir an der Seite von Jürgen Klinsmann viel gelernt haben und auch viel erlebt haben. Auswärtsspiele unter Bedingungen, wie es sie nur in Südamerika geben kann, Erfolge bei der Weltmeisterschaft in Brasilien, noch viel mehr Erfolge in der Entwicklung des amerikanischen Fußballs.
Jürgen Klinsmann war zweifelsohne der erfolgreichste Trainer der US-Nationalmannschaft. Vielleicht gibt es andere Coaches, die sogar eine bessere Bilanz haben – aber dies stammt noch aus einer Zeit, in der die Gegner des Teams nur wegen der in den USA so wichtigen Statistik ausgesucht wurden. Jürgen Klinsmann hat immer gesagt: Wir müssen von den besten lernen – und nahm somit eine schlechtere Bilanz in Kauf – die es am Ende gar nicht gab: Siege in Deutschland, Siege in Mexiko, Siege in Italien – das wird bleiben.
Natürlich wurde auch Lehrgeld bezahlt, als 2011 in den ersten Spielen gegen große europäische Mannschaften in Frankreich und in Belgien mit 0:1 verloren gingen. Aber das Lehrgeld war nicht die Statistik, sondern der Beweis, dass man gerade in Bereichen Fitness mit der europäischen Konkurrenz nicht mithalten konnte.
Aber man wusste nach dieser Anfangszeit relativ schnell, wo man den Hebel ansetzen musste. Neue Trainingskonzepte, ein hochkompetenter Führungsstab, eine differenzierte Neuorganisation der medizinischen Abteilung, gezieltes Stoffwechseltraining mit einer intelligenten Ernährungssteuerung, Glycoplan und Low-Carb, die Integration junger Talente und weitsichtige Synchronisierungen der in Europa spielenden Amerikaner mit den US- Boys eröffneten eine neue Ära. 2012 war das bis dato erfolgreichste Jahr in der Geschichte des US-Soccer-Verbands. 2012 und 2013 gestalteten sich mit einer souveränen WM Qualifikation als noch erfolgreicher.
Jürgen Klinsmann organisierte vor allem im medizinischen Bereich mit Ärzten und Physios feste stabile Strukturen, von denen der Verband noch jahrelang profitieren wird. Hier wurde auf mehreren Ebenen Pionierarbeit geleistet mit einer ausgesprochen kooperativen Organisation. Sicherlich war in diesem Bereich die Entwicklung noch extremer als im sportlichen Bereich – die Bilanz dieses Teams war absolut erstklassig. Dreh- und Angelpunkt war der Deutsche Myoreflextherapeut Niklas Albers (Hamburg). Als erfahrener Sport-Myo-Physio war er die Vertrauensperson für alle Spieler, Integrationsperson zum Ärzte- und Trainerteam mit hundertprozentiger Loyalität zu Jürgen und dem Co-Trainer Andy Herzog.
Während in Europa bei nahezu allen erfolgreichen Vereinen die Bereiche Fitness und Ernährung längst den notwendigen Stellenwert bekommen haben, hinkt der US-Fußball gerade auf diesem Gebiet noch weit hinterher. Fast könnte man meinen, dass die Ernährung, die in den USA ja schon immer keine Priorität hatte, beim Fußball kaum besser war. Sie war auf alle Fälle nicht leistungsgerecht. Das Land, in dem Fastfood, Zucker-Overkill, Peanutbutter usw. quasi erfunden wurde, tut sich auch schwer, bei den Sportlern adäquate Bedingungen zu schaffen, ohne die es im internationalen Fußball nicht mehr geht.
Während der Weltmeisterschaft zeigten Jürgen Klinsmann und sein Führungsteam, zu was die Jungs fähig sind, wenn sie über einen gewissen Zeitraum nach internationalem Standard trainieren und sich ernähren. Denn trotz aller Widrigkeiten schafften es die Spezialisten, die Jungs bis zum ersten Spiel fit zu bekommen und als Team zusammenzuschweißen. Fußballtechnische und emotionale Führungskompetenz, perfekte Ansprachen, Inspiration, Klarheit und Spaß am Fußball ebneten die Wege zu kleinen Wundern.
Neutrale Beobachter sprachen von der “Todesgruppe” mit den scheinbar übermächtigen Gegnern Deutschland, Portugal und Ghana. Und das war natürlich nicht von der Hand zu weisen – auch nicht im Nachhinein. Denn mit Deutschland und Portugal spielten der künftige Weltmeister und auch der künftige Europameister in dieser Gruppe. Und zudem die starken Ghanaer mit Ausnahmespielern. Und trotzdem gelang es dem Führungsteam und den Spielern, unter diesen hochprofessionellen Bedingungen topfit zu sein und sich als Gruppenzweiter für das Achtelfinale zu qualifizieren. Mit Portugal musste einer der Geheimfavoriten, der mit der nahezu gleichen Mannschaft zwei Jahre später Europameister wurde, vorzeitig heimfahren.
Wie während der “Sommermärchen-WM” 2006 war es Jürgen Klinsmann gelungen, das Team mit seiner Handschrift zu einem Turnierteam zu prägen.
Diese Spiele, und vor allem die Art und Weise der Auftritte mobilisierten, erstmals in der Geschichte der USA, richtiges Interesse am Fußball, eine Welle der Begeisterung und unglaubliche 25 Millionen Amerikaner, welche die Spiele am Fernseher verfolgten. Erstmals gab es Public-Viewing-Veranstaltungen in den USA.
Im Achtelfinale, gegen den hoch gehandelten Geheimfavoriten Belgien, fehlte am Ende das Glück, um in der Verlängerung in die nächste Runde zu kommen. Trotzdem ein Erfolg für das Team der Nobodys, Zufriedenheit und Enthusiasmus bis ins Weiße Haus zum Präsidenten der Vereinigten Staaten! Barack Obama telefonierte nach dem Spiel in die Kabine der Mannschaft und gratulierte Jürgen Klinsmann und Timmy Howard persönlich zu den herausragenden Leistungen.
Im "Zwischenjahr" 2015 präsentierten sich Spieler nicht in einer Verfassung, die internationalen Maßstäben entsprach. Aber die über Deutschland gut koordinierten Leistungsanalysen mit dem ZiT Konstanz, dem Labor Saluto um Elmar Wienecke, eine gezielte Supplementation von Omega-3-Fettsäuren, Vitamin D, B-Vitaminen, Galactose und Ribose machte eine Wende zum Guten wiederholt möglich. Siege in Amsterdam gegen Holland und in Köln gegen Deutschland sorgten für die von Jürgen Klinsmann angestrebten Überraschungen.
Nach den souveränen WM-Qualifikationsspielen mit dem klaren Gruppensieg in der ersten Phase eröffnete das nächste Großereignis den USA eine weitere Chance der Entwicklung: die Copa America. Alle starken Teams aus Süd-, Mittel- und Nordamerika spielen ihre Continentale Meisterschaft aus, vergleichbar mit der EM in Europa. Nationen wie Brasilien, Chile, Argentinien und Kolumbien präsentieren gleich vier der im Weltranking des Fußballs führenden Länder. Aber auch Teams wie Costa Rica, Mexiko, Ecuador und andere drängen mit hungrigen Spielern nach vorne. Ecuador, US-Gegner im Viertelfinale der Copa America, ist inzwischen die Nummer 11 der Welt. Halbfinalgegner Argentinien war die Nummer 1, der Sieger Chile die Nummer 5 und Kolumbien die Nummer 3 der Weltrangliste.
Auch für neutrale Zuschauer war das Erreichen des Halbfinals, an dem man gegen die an diesem Tage übermächtigen Argentinier verlor, für den us-amerikanischen Fußball ein grandioser Erfolg.
Aber es war nicht nur der Teamerfolg: Jürgen Klinsmann und seine Trainerkollegen entwickelten gerade in dieser Zeit mehrere hervorragende Spieler mit internationalem Potential. Fabian Johnson, Bobby Wood, Christian Pulsic, John Brooks, Geoff Camaron und Deandris Yedlin wurden durch das neue Scoutingsystem teilweise von Klinsmanns Team entdeckt und ausnahmslos gefördert.
Aber all diese Erfolge gaben Jürgen Klinsmann und dem Trainerteam keinerlei Vertrauen in der Verbandsführung. Die Interessen der Liga waren konträr zu den Interessen des Nationaltrainers. Jürgen Klinsmann wollte möglichst viele Spieler in Europa, die sich in der Champions League präsentieren, so zum Beispiel Christian Pulisic. Die Amerikaner hätten ihre Nationalmannschaft am liebsten mit lauter Spielern gesehen, die in der MLS spielen. So kam das Ende ganz schnell: Die mit 150-prozentigem Einsatz auftretenden Mexikaner konnten in der Nachspielzeit ihr entscheidendes Tor zum 2:1 erzwingen. In ihrem Heimatland fightete Costa Rica, bei der Weltmeisterschaft erst im Elfmeterschießen am Einzug ins Halbfinale gebremst, bedingungslos, und setzte sich so deutlich mit 4:0 durch.
Damit war das Ende der Ära Klinsmann besiegelt. Seinem Nachfolger stehen viele Möglichkeiten offen, es erwartet ihn aber auch viel Arbeit. Seine Äußerung, von nun an auf in den USA spielenden Fußballer zu bauen, hörte man in Amerika natürlich gerne. Die erste Reise des neuen Coaches Arena führte jedoch direkt nach Deutschland zu Spielern wie Christian Pulisic nach Dortmund, deren Nominierung die US-Experten immer wieder kritisiert hatten.
Wir wünschen dem US-Team mit seinen vielen guten Jungs alles Beste für die Zukunft!
Eingestellt am 21.12.2016